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Keine ausreichende psychiatrische Versorgung mit Niedergelassenen Fachärzten in Kronach und Landkreis

 

Am 16.12.2020 schrieb unsere Martina folgenden Text an den Bezirk Oberfranken, um darauf aufmerksam zu machen, dass es dort keine ausreichende Versorgung mehr gibt:

 

Mein Name ist Martina Heland-Graef ich bin Vorstandsmitglied im Bayerischen Landesverband Psychiatrie Erfahrener e.V.

Ich leite unter anderem eine Selbsthilfegruppe für Psychiatrie Erfahrene in Coburg (SeHiCo). Nach einem Gruppentreffen unterhielten wir uns noch kurz und es beklagten einige Mitglieder das kein Niedergelassener Arzt mehr Termine an neue Patienten vergibt und in Kronach sogar 2 Niedergelassene Psychiater die Praxis schließen und es keine Nachfolger gibt.

Wir der bayerische Landesverband Psychiatrie Erfahrener e.V. hören das mit Bestürzung und möchten nun darauf aufmerksam machen. Auch wir haben ein Recht auf Behandlung.

In Zeiten von Corona gibt es viel mehr Bedarf an Terminen, Betroffene werden sozial isoliert über den Lockdown. Wir haben uns bei der Regierung und dem Ministerium für Gesundheit und Pflege eingesetzt das wir uns unter den Hygienebedingungen treffen können, jedoch ist das kein Ersatz für ein persönliches Gespräch mit einem Arzt. Selbsthilfe vermag viel aber ohne ärztliche Sprechstunde geht es auch nicht auf Dauer. Weiter kommen wegen Corona und Lockdown mehr Menschen in die Lage psychisch zu erkranken, denn die soziale Isolation schafft die Menschen.

Wenn jedoch fast 1000 Menschen plötzlich ohne psychiatrische Versorgung sind, ist das ein großes Problem.

In Kronach gibt es die Tagesklinik, die nur bisher einen Ambulanz Tag hat. Coburg hat eine Tagesklinik und keinen Ambulanz Tag. Ab 01.01.2021 sind in Kronach Patienten von jedenfalls einer Praxis nicht versorgt und kommen auch nirgends anders unter. Die Erreichbarkeit sollte auch nicht über den Maßen ausgeweitet werden, da die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel ja der Abwehr von Corona nicht zuträglich ist.

 

Eigentlich müssten die Ambulanz Tage sofort verlängert werden in Kronach sowie in Coburg, um einer Unterversorgung entgegenzuwirken. Ich weiß, dass das mit mehr Personal einhergeht und das auch nicht so einfach aufzustocken geht. Aber für Betroffene keine Versorgung oder nur mit einem großen Aufwand in andere Landkreise zu fahren wegen eines Termins kann es nicht sein. Auch ein Klinikaufenthalt kann nicht die Alternative sein.

Einzig die Aufstockung der Ambulanz auf jeweils 4 Tage in der Woche könnte schlimmeres verhindern, wenigsten aber abmildern.

Langfristig muss es andere Lösungen geben, wie Gemeindepsychiatrie oder eben die Ambulanzen ausbauen oder ein Zentrum für Ärzte und eben auch dort angesiedelte Psychiater.

Wir würden eine zeitnahe Antwort für wichtig halten, um unseren Mitgliedern gerne etwas positives sagen zu können. Stäb wäre auch eine Möglichkeit. Sollte der Bezirk wieder erwarten nicht zuständig sein leiten Sie unser Schreiben gerne weiter an die zuständige Stelle

 

Am 25.01.2021 erhielten wir folgende Antwort: 

 

Sehr geehrter Frau Heland-Graef,

ich habe zu lhrem Schreiben vom 16.12.2020, eingegangen am 21.12.2020, eine Stellungnahme des Bezirksklinikums Kutzenberg eingeholt, das für die psychiatrischen lnstitutsambulanzen in Kronach und Coburg zuständig ist. Dieses liegt mir nun vor.

Die aktuelle Versorgung mit niedergelassenen Psychiatern in der Stadt und im Landkreis Kronach ist sicherlich äußerst unbefriedigend. Nach Einschätzung des Chefarztes der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirksklinikum Obermain, Herrn Dr. Nedal Al-Khatib, kann aber die Zahl von 1000 psychiatrisch unversorgten Patienten nicht zutreffen. Zum einen wurden in der Praxis Rautenstengel auch neurologische Patienten behandelt, zum anderen konnte ein Großteil der früheren Patienten an andere niedergelassene Arzte in Oberfranken vermittelt werden, so zum Beispiel nach Hof, Bayreuth und Bamberg, sowie auch in Sonneberg in Thüringen. Dies ist sicherlich nicht im Sinne einer ortsnahen ambulanten psychiatrischen Versorgung, entschärft aber die aktuelle Situation.

ln der psychiatrischen lnstitutsambulanz in Kronach werden täglich ärztliche und psychologische Termine vorgehalten, in der psychiatrischen lnstitutsambulanz in Coburg gibt es donnerstags einen Ambulanztag. Klar ist aber auch, dass die psychiatrischen lnstitutsambulanzen nur für einen speziellen Personenkreis zuständig sind (mangelndes Krankheitsgefühl und/oder mangelnde Krankheitseinsicht und/oder mangelnde lmpulskontrolle, kein eigener Antrieb für eine kontinuierliche Behandlung oder im Einzelfall Vermeidung eines stationären Krankenhausaufenthalts). Aus diesen Gründen und auch auf Grund der personellen Kapazitäten werden die lnstitutsambulanzen Kronach und Coburg nur einen Teil des ambulanten Behandlungsbedarfs für die Stadt und den Landkreis Kronach abdecken können.

Die von lhnen angesprochene stationsäquivalente Behandlung (StäB) soll bei akuten psychischen Krisen an Stelle einer stationären Behandlung in einer Klinik eine Therapie im eigenen Zuhause des Erkrankten anbieten. Diese Behandlungsform hat sich bisher jedoch noch nicht etabliert und zielt zudem auch auf einen anderen Personenkreis ab.

lch kann lhnen versichern, dass dem Bezirk Oberfranken und dem Kommunalunternehmen ,,Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken (GeBO)" sehr an einer bedarfsgerechten ambulanten Versorgung neurologischer und psychiatrischer Patienten im Landkreis Kronach gelegen ist. lch muss aber deutlich darauf hinweisen, dass der Bezirk und die GeBO nicht zuständig sind. Diese Zuständigkeit liegt alleine bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern, die einen Abdruck lhres Schreibens erhält.

 

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Pohl