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Appell gegen die Kürzungen des Präventionsetats

Suchtprävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Im Juli wurde der Kabinettsentwurf zum Bundeshaushalt 2024 vom Bundestag beschlossen. Dieser sieht Kürzungen von 4 Millionen Euro der Projekt- und Kampagnenmittel für Aufklärungsmaßnahmen im Bereich Drogen- und Suchtmittelmissbrauch sowie Einsparungen von 44,6 Millionen Euro im Kinder- und Jugendplan (KJP) vor. Aus fachlicher Sicht ist dies ein fataler Schritt in die falsche Richtung, denn Suchtprävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auf allen Ebenen gesehen, mitgedacht und umgesetzt werden und keinesfalls Gegenstand des Wettbewerbs von Krankenkassen sein sollte. Prävention und Gesundheitsförderung sind unverzichtbar, um Resilienzen zu stärken, aufzuklären und Informationen zu vermitteln, Stigmata zu überwinden, den Weg zu Hilfen zu erleichtern, ein gesundes Aufwachsen zu fördern und dadurch Sucht und andere psychische Erkrankungen zu vermeiden. Und auch aus ökonomischer Sicht ist es, mit Blick auf die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch Sucht und weitere psychische Erkrankungen entstehen, sinnvoll in Präventionsmaßnahmen zu investieren.

 

Bedarfe von ca. drei Millionen vulnerablen Kindern dürfen nicht ignoriert werden

In Deutschland wachsen schätzungsweise drei Millionen Kinder in einem suchtbelasteten Elternhaus auf. Kindheiten im Schatten elterlicher Sucht sind überwiegend gekennzeichnet von Angst und Unsicherheit sowie von einem Mangel an emotionaler Zuwendung und Geborgenheit. Immer wieder wird auch von Gewalt, Vernachlässigung und Missbrauch berichtet. Die Corona-Pandemie und deren Folgen haben die Situation der ohnehin schon schutzbedürftigen Kinder zusätzlich verschärft. Die gravierenden Belastungen in der Kindheit haben vielfach lebenslange negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen sowie auf die schulische Bildung und berufliche Erfolge. Kinder suchtkranker Eltern sind die größte bekannte Risikogruppe für eine eigene Sucht und hoch anfällig für psychische Erkrankungen und soziale Störungen. Um diesen Kindern dennoch ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen, sollten Maßnahmen der Suchtprävention so früh wie möglich ansetzen, ganzheitlich gedacht und flächendeckend umgesetzt werden.

 

Hinschauen und Handeln – Dafür ist eine multiprofessionelle Zusammenarbeit notwendig

Orte, an denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten (z.B. Kita, Schule, Kinderarztpraxen) eignen sich besonders gut zur Umsetzung universeller Präventionsmaßnahmen und Schaffung niedrigschwelliger Zugänge zum Hilfesystem. Gleichzeitig bedeutet dies aber auch, dass Fachkräfte, die mit Kindern arbeiten, sensibilisiert und dazu befähigt werden müssen, die Kinder zu erkennen, nicht weg zu schauen, Ansprechpartner:innen zu sein und sie an professionelle Hilfen oder die Selbsthilfe weiterzuleiten. Dies gilt aktuell umso mehr vor dem Hintergrund der teilweisen Freigabe von Cannabis und allen damit einhergehenden Verunsicherungen bei Kindern, Jugendlichen, Eltern und Fachkräften. Angebote der selektiven Prävention bewegen sich häufig an der Schnittstelle verschiedener Hilfesysteme. Sowohl in der Suchthilfe als auch in der Jugendhilfe, der Gemeindepsychiatrie und weiteren Akteuren desGesundheitswesens gibt es Strukturen, an denen Hilfsangebote angeknüpft werden können. Wesentliche Faktoren für eine bedarfsgerechte Unterstützung suchtbelasteter Familien sind Kooperationen und multiprofessionelle Zusammenarbeit sowie eine leistungsbereichsübergreifende nachhaltige Finanzierung. Deshalb ist vor allem ein politischer Wille zur Kommunikation auf Augenhöhe zwischen den Akteuren der Ressorts Familie, Gesundheit/Sucht sowie Bildung auf Bundesebene und auf Landesebene wichtig. Denn ohne einen solchen Prozess, einen klaren Auftrag und eine Finanzierung von Kooperationsleistungen kann es auch nicht zu einer koordinierten Unterstützung in den Kommunen kommen.

 

Ansprechpartner:innen

NACOA Deutschland – Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V.
Frauke Gebhardt - 

 

Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V.
Eva Egartner - 

 

Bundesverband der Elternkreise suchtgefährdeter und suchtkranker Söhne & Töchter e.V.
Wolf Hafner - 

 

Dachverband Gemeindepsychiatrie e.V.

Birgit Görres -